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Lazarus von Schwendi: Eine europäische Biographie in der Frühen Neuzeit
geb. 1522 als Sohn von Rutland von Schwendi und Anna von Rechberg. Der ehemals zu Vorderösterreich gehörende Ort Schwendi liegt bei Laupheim. Ursprünglich ansässig in einem Gebiet, das heute zur Schweiz gehört, zogen die Schwendi erst nach der Schlacht bei Sempach (1386) nach Schwaben. Hier sind sie bis an die Wende zum 16. Jahrhundert nur lückenhaft nachweisbar. Danach verbessert sich die Überlieferung - beginnend mit dem Sterbedatum eines Wilhelm von Schwendi aus dem Jahr 1506. Er hinterlässt zwei Söhne: Wilhelm und Rutland. Der ältere Sohn übernimmt das Erbe in Schwaben, der jüngere Sohn Rutland heiratet eine Anna von Rechberg, und sind seither links des Rheins auf heute französischem Gebiet im Elsass belegbar. Dieses Paar hatte mehrere Kinder, darunter einen Sohn, der den Namen Lazarus bekommt. Wie in dieser Zeit und Gegend üblich erhält Lazarus von Schwendi seine erste Ausbildung in Basel. Im Anschluss daran beginnt von Schwendi schon bald eine politische Laufbahn in Regensburg bei Kaiser Karl V., der ihn in diplomatische Dienste nimmt. Kurz nach Beginn des Schmalkaldischen Krieges 1546 wirkt Schwendi im Auftrag des Kaisers, um mit den protestantischen Städten Straßburg, Ulm und Augsburg eine Einigung zu erzielen. Nach Beilegung des kriegerischen Konfliktes wird Schwendi dann Kriegskommissar des Reiches, erhält 1551 den Ritterschlag und wird schließlich Hofrat. Die Jahre 1552-1564 verbringt er in Kriegsdiensten, die ihn zum aktiven Mitstreiter machen in den fast ganz West- , Südwest- und Nordwesteuropa betreffenden Konflikten um Flandern und die niederländische Unabhängigkeit. Ab 1564 gehört er zum österreichischen Heer und wird für seine Verdienste beim Militär von Kaiser Maximilian II. 1568 als Herr von Landsberg in den Freiherrenstand erhoben. In der Folge avanciert Schwendi immer mehr zum geschätzten und gefragten politischen Berater in Reichsangelegenheiten am Kaiserhof in Wien, erscheint in dieser Zeit auch wieder als kaiserlicher Berater auf dem Regensburger Reichstag und ist dort Präsident einer Kommission im Kriegsbauwesen. 1578 wird er als "Mitglied der Hauptgrenzberathungscommission" geführt.
Lazarus von Schwendi stirbt im Alter von 62 im Jahr 1584. Aus einer ersten Ehe mit der aus dem unteren Elsass stammenden R. Böcklin von Böcklinsau entstammt ein Sohn namens Johann. Aus der zweiten Ehe mit Eleonore Gräfin von Zimmern sind keine Kinder bekannt. Schwendi war Herr des Gutes Hohenlandsberg im Wasgau, das er 1663 von Joachim v. Lupfen gekauft hatte und über das er auch testamentarisch verfügen konnte. Weiter besaß er die Pfandherrschaft über die Herrschaften Burkheim bei Altbreisach, Tryberg im Schwarzwald, über das breisgauische Kirchhofen bei Staufen und Kienzheim, Winzenheim und Kaisersberg bei Kolmar. In der Stadt Straßburg besaß er ein eigenes Haus sowie Wohnrecht in der Stadt. In der Nähe von Wien verfügte er über die Herrschaften Kagran, Hirschstätten, Auerstal und Steinersbrunn, sowie über ein Haus und einen Weingarten in Ungarisch-Neustadt. Diesen Besitz verschenkte er 1576 an seinen Grossvetter Karl, der Hofrat Kaiser Rudolf II. war. Schwendis Sohn aus seiner ersten Ehe, Johann, verheiratete sich seinerseits mit einer Helene Freiin von Raitenau, deren gemeinsame Tochter Helene Eleonore keine belegbaren Nachkommen hinterlassen hat. Die schwäbische Verwandtschaft der Schwendis ist dagegen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts nachweisbar. Ein weiterer Zweig der von Schwendi lässt sich in Brandenburg finden, nachdem ein jüngerer Bruder Lazarus von Schwendi zum Protestantismus übergewechselt und nach Brandenburg übersiedelt war. Ein Nachfahre dieser Linie ist im 18. Jahrhundert preußischer Generalleutnant und Gouverneur von Spandau bei Berlin gewesen. Obwohl Lazarus von Schwendi Zeit seines Lebens in konfessionellen Fragen tolerant gewesen ist - zeitweise ist sogar vermutet worden, dass der bekennende Katholik den Protestantismus praktiziert hat - hat er seine protestantische Verwandtschaft testamentarisch nicht bedacht. Lazarus von Schwendi starb auf seinem Pfandbesitz Kirchhofen und ist in Kienzheim bei Colmar begraben.
Michaela Hohkamp, Berlin